Der Heilige Berg Athos ist eine orthodoxe Mönchsrepublik mit autonomem Status unter griechischer Souveränität in Griechenland.
Er befindet sich auf dem gleichnamigen östlichen Finger der Halbinsel Chalkidikí in der Verwaltungsregion Zentralmakedonien in der Region Makedonien.
Das Territorium umfasst rund 336 km² und zählt 2262 (mönchische) Einwohner, zuzüglich von Verwaltungsangestellten, Polizisten, Geschäftsbesitzern und einer saisonal wechselnden Zahl von zivilen Arbeitern.
Im allgemeinen Sprachgebrauch steht der Begriff „(Berg) Athos“ entweder für die ganze Halbinsel Athos mit dem Mönchsstaat oder auch nur für den eigentlichen Berg an der Südost-Spitze der Halbinsel, der 2033 Meter hoch ist.
Geschichte
Wenn auch gelegentlich der Beginn der Geschichte der Klöster und Mönchsrepubliken auf dem Athos bis weit in die frühchristliche Zeit zurückverfolgt wird, so lassen sich die ersten sicheren Hinweise auf mönchisches Leben auf dem Athos wohl erst zu Beginn des 9. Jahrhunderts, in byzantinischer Zeit, nachweisen.
Die Geschichte der Athos-Klöster ist eng mit dem Streit um das rechte mönchische Leben verbunden, der in der Orthodoxie immer wieder – und eben auch auf dem Athos – heftig aufflammte: Der Hesychasmus-Streit zwischen Hesychasten und byzantinischen Humanisten.
Der Wortführer der hesychastischen Seite war der Athos-Mönch Gregorios Palamas (1296/1297–1359), der die vollkommene innere Ruhe (griech. ἡσυχία, hēsychía) in eremitenhafter Einsamkeit durch ständiges Beten des Jesusgebets als Voraussetzung sah, um das Licht der Verklärung Jesu, das sog. „Taborlicht“ zu sehen. Seine Theologie verschaffte der hesychastischen Praxis ihre theoretische Begründung und Rechtfertigung.
Palamas verteidigte den Hesychasmus gegen die Kritik Barlaams von Kalabrien, der im Sinne eines nominalistischen Humanismus Kritik an der mystischen Praxis und ihrer Begründung durch die Schriften von Gregorios Palamas übte.
Auf mehreren Konzilien in Konstantinopel fiel im Zeitraum von 1341 bis 1351 die Entscheidung der byzantinischen Kirche, zunächst die Gegner des Hesychasmus zu verurteilen und dann die theoretische Begründung des Hesychasmus durch Gregorios Palamas („Palamismus“) zur verbindlichen Kirchenlehre zu erheben.
Bemerkenswerterweise wiederholte sich 550 Jahre später, um die Wende zum 20. Jahrhundert, auf dem Berge Athos diese theologische Auseinandersetzung zwischen Realisten und Nominalisten, zwischen rationalistischen Theoretikern und den an der mystischen Praxis orientierten Theologen und ging als Streit um die Imjaslavie-Bewegung, die Verehrung des Namens Gottes, in die Geschichte des Athos und der Orthodoxie ein.
Der Athos heißt auch to perivóli tis Panagías‚ der Garten der Gottesmutter‘ und ist im theologischen Sinne einzig und allein der obersten Heiligen der orthodoxen Kirche, Maria, vorbehalten. So ist der Zutritt zum Berg Athos Frauen grundsätzlich untersagt. Ein pragmatischer Grund dafür ist wohl der Wunsch der Mönche, von optischen sexuellen Reizen unbeeinflusst zu leben und sich somit ungestörter der Gottesverehrung widmen zu können.
Selbst weibliche Haustiere sind von dem Verbot betroffen. Außer den allgegenwärtigen Katzen, die einen gewissen Schutz vor Mäusen, Ratten und Schlangen gewähren und den zahlreichen Bienenvölkern, wird auf dem Athos keine Viehzucht betrieben. Als Lasttiere werden (männliche) Esel, Pferde und Maultiere von außerhalb bei Bedarf eingeführt. Die immer wieder kolportierte Geschichte von den Hühnern, die Eidotter für Ikonenmaler liefern, ist in den heutigen Zeiten eines gut organisierten und motorisierten Warenverkehrs auf dem Athos obsolet.
Die Frau auf dem Berg Athos war im 19. Jahrhundert ein beliebtes literarisches Motiv, so in der Oper Der heilige Berg (1914) des norwegischen Komponisten Christian Sinding. Bei der Aufnahme Griechenlands in die Europäische Gemeinschaft im Jahr 1981 wurde der politisch-rechtliche Sonderstatus der Mönchsrepublik anerkannt, dennoch hat in jüngster Zeit das Ávaton wiederholt zu Kontroversen mit der Europäischen Union geführt; so forderte das Europaparlament zuletzt 2003 in einem nicht bindenden Beschluss mit knapper Mehrheit dessen Abschaffung.
Immer wieder wurde das Avaton von Frauen übertreten. 1969 betraten fünf griechische Urlauberinnen eigenmächtig das Gebiet des Athos; 1989 verirrte sich eine deutsche Touristin in das Mönchsterritorium. Schlagzeilen machten zuletzt sechs griechische Frauen, die im Januar 2008 vor laufender Kamera die Grenze zum Mönchsstaat übersprangen, um gegen Gebietsansprüche der Mönche außerhalb des Athos zu protestieren.
Auf dem Berg war die Fortbewegung lange Zeit nur zu Fuß oder per Maultier möglich.
Im Jahr 1963 wurde zur 1000-Jahr-Feier die erste Schotterstraße zwischen Dafni, dem Hafen von Athos, den man per Schiffsverbindung von Ouranopolis aus erreicht, und der Hauptstadt Karyes gebaut. Inzwischen sind alle 20 Klöster des Athos an das Straßennetz angeschlossen und werden regelmäßig von Geländewagen oder Bussen angefahren.
Einige Skiten im gebirgigen Südteil der Halbinsel sind nur über Maultierpfade oder per Schiff erreichbar. Die Halbinsel ist für männliche Pilger, jedoch nicht für Touristen zugänglich. Wenn man gewisse Regeln einhält und die maximal erlaubte Besucherzahl noch nicht ausgeschöpft ist, wird man problemlos als „Pilger“ anerkannt.